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Mittelstand: Nachholbedarf in der Digitalisierung

Tags Industrie 4.0
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Digitale Zwillinge, individualisierbare Produkte, der aktuelle Status einer Bestellung: Die Digitalisierung schafft wichtige Vorteile für Unternehmen – auch für den Mittelstand. Doch der „Motor der deutschen Wirtschaft“ hinkt in der Digitalisierung noch hinterher. Dabei sind Zukunftskonzepte wie etwa der Shopfloor 4.0 bereits entwickelt.


Viele Mittelständler:innen sind seit Jahrzehnten Innovationstreiber:innen für den Rest der Welt. Allein in Deutschland sind knapp 60 Prozent aller Arbeitskräfte in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) beschäftigt. Ihr Umsatz macht über 35 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung aus, belegen Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn). Sprachlich hat es der Mittelstand sogar als Lehnwort ins Englische und Spanische geschafft. Doch nicht nur die Innovationskraft des Mittelstandes besitzt Strahlkraft. Es ist vor allem die Qualität seiner Produkte, der weltweit nachgeeifert wird.

EY Mittelstandsbarometer 2019: Nur eine:r von sechs Mittelständler:innen entwickeln digitale Produkte


Bei allem Lob für den Mittelstand gibt es in einem Punkt doch großen Aufholbedarf: Die digitale Transformation kommt in Deutschland generell schleppend voran. 99 Prozent der für das letzte ELITE–Panel des Instituts für Demoskopie Allensbach Befragten, etwa 500 Spitzenkräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, finden es wichtig oder sehr wichtig, dass Deutschland in der Digitalisierung eine führende Rolle einnimmt. Allerdings sind laut der gleichen Studie 89 Prozent der Befragten der Meinung, Deutschland hänge in der Digitalisierung hinterher.

 

Für den Mittelstand bedeutet das nach Ergebnissen des Mittelstandsbarometers 2019 von Ernst & Young, dass bei nur jedem zweiten Unternehmen eine stärker automatisierte Produktion (Industrial Internet of Things, IIoT) beziehungsweise eine stärker integrierte Lieferkette als digitale Technologie eine Rolle spielt. Analytische Werkzeuge zur personalisierten Kundenansprache (Analytics) nutzen dagegen nur zwei von fünf Unternehmen. Produkte, die ganz oder teils digitaler Natur sind, gibt es im deutschen Mittelstand nur in einem von sechs Unternehmen.

Der digitale Zwilling im Shopfloor 4.0: Das Zukunftsmodell einer dienstbasierten Fertigung


Für Kund:innen ist Qualität heute noch immer wichtig, aber nicht mehr das K.-o.–Kriterium. Kund:innen wollen vom Produkt und Hersteller:innen „abgeholt“ werden. Sie möchten mit dem Produkt ein Erlebnis verbinden. Dies betrifft einerseits die Individualisierung des Produktes bis hin zur Losgröße 1 als auch das Informationsinteresse der Kund:innen zum Beispiel zum aktuellen Status seines Auftrages. Um diese Aufgabe zu bewerkstelligen, benötigen Hersteller:innen eine Vernetzung ihrer Fertigung (Shop Floor) mit den Aufträgen (Office Floor). Diese Verbindung schafft der Shopfloor 4.0: Produkte oder Fertigungswerkzeuge werden im Shopfloor als digitale Zwillinge abgelegt. Digitale und reale Welt können so über eine Ereignissteuerung aufeinander zugreifen.

 

Der digitale Zwilling ist die Repräsentanz eines realen Objektes in der IT-Systemwelt. Diese Objekte können Produktionswerkzeuge, Materialien oder fertige Produkte sein. Der digitale Zwilling ermöglicht einen umfassenden und übergreifenden Datenaustausch auch zwischen Produktion und Verwaltung. Weiterer Vorteil: Verschiedene vordefinierte oder frei definierbare Services können auf die digitalen Zwillinge zugreifen und das Objekt beeinflussen. Die Produktion wird durch den digitalen Zwilling zudem für alle transparenter: So können Kund:innen beispielsweise den aktuellen Status seiner Bestellung verfolgen oder der Qualitätsbeauftragte in Echtzeit auf Produktionsdaten zugreifen.

 

Durch die Digitalisierung der Fertigung, in Form einer dienstbasierten Fertigung und die damit einhergehende Verringerung der Rüstzeiten, können in Zukunft selbst Kleinaufträge rentabel bearbeitet werden. So können Innovationen auch in kleinen Serien produziert werden.

Innovationen: China weiter auf Distanz halten


Die Innovationskraft wird in Zukunft mehr denn je über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Denn der Mittelstand muss sich von der Idee verabschieden, dass nur hierzulande Innovationen entstehen können. Besonders China, das „Reich der Mitte“, holt in großen Schritten auf. Beispiel: Die Ausbildung an Universitäten. In China schlossen im Jahr 2017 4,7 Millionen Student:innen ein so genanntes MINT–Studium ab. Knapp vier Mal so viele Student:innen wie in Europa und mehr als 50 Mal so viele wie in Deutschland studierten in China technische Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik).

 

Worin liegt nun die besondere Stärke der mittelständischen Unternehmen in Deutschland? Durch die Eigentümerstruktur können die Betriebe mit Authentizität glänzen. Dies wiederum färbt auf das Schaffen ihrer Mitarbeiter:innen ab, weil sie sich mit dem Unternehmen identifizieren und das wertschöpfende Potential so voll ausnutzen. Was China noch fehlt, ist die Innovationskraft: Deshalb ist es entscheidend, die Digitalisierung in KMUs in Deutschland voranzubringen. Unsere Mittelständler:innen haben durch ihre Agilität und kurzen Entscheidungswege beste Voraussetzungen, auch hier Vorreiter zu sein und zu bleiben. Doch sollte man eins nicht vergessen: China zieht nach!

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